Der junge englische IM Richard Palliser hat sich bereits eine gute
Reputation als versierter Eröffnungs-Autor erworben. Diesen guten Ruf
untermauert er mit einem weiteren Band der bekannten "Starting
out"-Reihe des Londoner Gloucester (früher Everyman)-Verlages über
Geschlossenes Sizilianisch 1.e4 c5 2.Sc3 Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.d3 d6,
welches den zahllosen Offenen Varianten und Systemen aus dem Wege geht
und oft eine langsamere, positionelle Gangart des Partiebeginns
einschlägt. Als bedeutendste Befürworter dieser Spielweise gelten wohl
u.a. Boris Spasski, Nigel Short und Daniel King. Der formale Aufbau des
Buches entspricht allen "Starting out"-Bänden: innerhalb der einzelnen
Kapitel wird zunächst ein auf das Wesentliche komprimierter Überblick
der betreffenden Variante angeboten, angereichert mit statistischen
Angaben sowie vielen (gesondert gekennzeichneten) eingestreuten Tipps,
Ratschlägen und Warnungen; sodann folgen einige instruktive kommentierte
Meisterpartien zum Thema, und am Schluss wird noch eine kurze
Quintessenz nachgereicht ("Points to remember").Folgende Kapitel werden
vorgestellt:1) Spasskis 6.f4; Hauptvariante mit 6...e6 und nun 7.Sf3
Sge7 8. 0-0 0-0 9.Le3 b6, oder 9...Sd4 und jetzt das unternehmende
10.e5!? oder das solide 10.Lf2 (S. 20-65, mit zehn Beispielpartien).2)
Spasskis 6.f4 und andere schwarze Entgegnungen: 6...Sf6 oder 6... e5
(S. 66-96, mit sechs Partien).3) Das modische 6.Le3 und nun 6... e6
7.Dd2 Sge7/Da5 oder aber im Botwinnik-Stil 6...e5 (S. 97-125, 6
Partien).4) Das modische 6.Le3 mit den schwarzen Alternativen 6...Sf6
bzw. 6...Tb8 (S. 126-142, mit vier Partien).5) Die trickreichen Züge
6.Sge2 und 6.Sh3 (S. 143-164, mit fünf Partien).6) Frühzeitige schwarze
Abweichungen, etwa 2...e6 3.g3 d5 oder 2...Sc6 3.g3 Sf6 4.Lg2 e6 5.f4
d6 6.Sf3 Le7 (S-165-182, drei Partien).7) Auch Weiß kann sehr früh
variieren mit den listigen Zügen 2.d3 bzw. 2.g3 (S. 183-201, mit vier
Partien).Zusammen mit den vier Spielen in der umfangreichen Einleitung
(S. 5-19) präsentiert der Autor 42 gut analysierte und kommentierte
Meisterpartien sowie ein Mehrfaches an Partiefragmenten. Auch die
verbalen Erklärungen lassen an Ausführlichkeit wenig zu wünschen übrig,
so dass dem Lernenden, der sich mit dem Geschlossenen Sizilianer
anfreunden möchte, englische Sprachkenntnisse sehr zugute kommen
können.Summa summarum hat Palliser eine in sich stimmige Übersicht zu
allen - mit wohlfundierten Erläuterungen und Einschätzungen versehenen -
relevanten Abspielen zusammengestellt. Der geneigte Leser merkt aber
beizeiten: auch beim Geschlossenen Sizilianer geht es nicht ohne
theoretische Kenntnisse, wiewohl diese weniger umfangreicher ausfallen
als bei den Offenen Abspielen. Und noch etwas: auch bei dieser
Eröffnung gibt es scharfe Angriffspartien!Dr. W. Schweizer, Rochade
Europa
Einen ungewöhnlichen Beitrag zur erfolgreichen Reihe "starting out" hat
der englische Verlag Everyman Chess herausgebracht.Diese Reihe will
bekanntlich vor allem die Grundlagen der verschiedenen
Eröffnungssysteme vermitteln und bietet hierfür eine gelungene Mischung
aus kurzen Theorieübersichten, taktischen und strategischen
Erläuterungen, sehr anschaulichen kommentierten Partien und nützlichen
Tipps.Auf diese Weise wurde z.B. bereits recht früh die Sizilianische
Verteidigung schön übersichtlich in einem Band aufbereitet.Nun wurde
einer theoretisch eher zweitrangigen Variante dieser Verteidigung
jedoch gleich ein ganzer Band gewidmet, dem sogenannten geschlossenen
Sizilianisch.Richard Palliser hat diese sehr interessante Spielweise
übersichtlich aufgeschlüsselt, wobei vor allem Systeme mit einem
schwarzen Königsläuferfianchetto im Mittelpunkt stehen.Aber auch die
anderen Varianten kommen natürlich nicht zu kurz, wobei vor allem das
letzte Kapitel zu erwähnen ist. Darin betrachtet Palliser abweichend
zur sonstigen Zugfolge im Buch, die 2.Sc3 vorsieht, die Möglichkeiten
2.d3 und 2.g3.Auch wenn der breite Raum, der dem geschlossenen
Sizilianer hier eingeräumt wird, meiner Meinung nach ein gutes Stück von
der ursprünglichen Zielsetzung der Reihe abweicht, handelt es sich
trotzdem um ein sehr gelungenes Werk, mit dem sich sicher eine breite
Schicht an Spielern ein attraktives Eröffnungswissen gegen Sizilianisch
aneignen kann, zumal die eingangs beschriebene Mischung aus vielen
hilfreichen Bestandteilen auch hier wieder stimmt.